Anekdoten

Der Schnarchsack

Bei der Mehrtagesfahrt 2002 nach Floß ergab es sich, dass zwei nicht mehr ganz junge, aber dennoch sehr trinkfeste Burschen, ein gemeinsames, unter dem Dach des Hotels und am Ende des Flurs liegendes Zimmer bezogen. Nach dem ersten feuchtfröhlichen Abend und einem kräftigen Nachtrunk in der Hotelbar und im gegenüber liegenden Zimmer, begaben sich die Beiden in den frühen Morgenstunden schließlich ins Bett und schliefen alsbald ein. Plötzlich jedoch wurde der Ältere durch ein lautes Poltern geweckt. Als es ihm endlich gelungen war, das Licht anzuknipsen, fand er seinen Zimmergenossen zwischen den durch ein Nachttischchen getrennten Betten wie ein Maikäfer auf dem Rücken liegend vor - nur mit einer kurzen Sporthose bekleidet und laut schnarchend. Sanfte Mittel wie lautes Brüllen und heftiges Rütteln an der Schulter vermochten es nicht, den Schlafenden ins Diesseits zu befördern. Schließlich verhalfen nur mehrmalige unsanfte Schläge mit der flachen Hand auf die sich hoch aufwölbende Wampe zum gewünschten Erfolg. Als der Gefallene dann irgendwann die Augen aufschlug, wähnte er sich jedoch offensichtlich in einer Singstunde oder bei einem Auftritt der Frohsinnsänger, denn er stimmte sofort und lauthals sein Lieblingslied "Horrido" an. Mit Hinweisen auf die Uhrzeit und schlafende Mitbewohner gelang es schließlich, ihn zur Ruhe zu bringen. Danach rappelte er sich auf, verkroch sich mit leichter Hilfestellung in sein Bett, um unverzüglich ein ungeheuer lautes Schnarchkonzert in mehreren Tonlagen anzustimmen. Die Art des Schnarchens zeugte durchaus von einer gewissen musikalischen Begabung und die Lautstärke von einem voluminösen Resonanzkörper. Kurz darauf fiel er noch einmal aus dem Bett. Da er aber nun schon etwas Erfahrung damit hatte, kam er ohne Hilfe wieder in die Koje und schnarchte selbstredend in altbekannter Manier weiter. Natürlich war es für seinen Bettnachbarn unmöglich, bei dieser Geräuschkulisse einzuschlafen. Weder durch lautes Rufen und heftiges Schütteln noch durch kräftige Tritte ins Kreuz konnte er das Schnarchen stoppen. Auch konnte er ein probates Mittel gegen das Schnarchen auf dem Rücken liegender männlicher Zeitgenossen nicht anwenden, weil der Schnarchsack auf der Seite lag. (Wer das Mittel nicht kennt: Die Beine auseinander ziehen, bis das Geschlechtsteil nebst Anhang auf die hintere Körperöffnung fällt und damit den Luftdurchzug stoppt. Funktioniert nur, wenn zumindest eines der genannten Teile lang genug ist, was in diesem Fall aber wahrscheinlich ohnehin nicht der Fall gewesen wäre.) Nach ca. einer nervenaufreibenden Stunde wurde es dem genervten Mitbewohner dann doch zu bunt. Er nahm seine Matratze nebst Bettzeug, schleifte beides auf den Flur und legte sich dort ermattet nieder. Nur begleitet von dem durch die Wand dringenden, jetzt aber einem Schnurren gleichenden Schnarchen seines ehemaligen Zimmergenossen, schlief auch er ein und genoss ungestört die wenigen Stunden bis zum Wecken.

 

Der Mundschenk

Am zweiten Abend der Mehrtagesfahrt 2002 begab es sich, dass sich nach den schönen und ebenfalls feuchtfröhlichen Ritterspielen eine größere Zahl Burschen und Mädchen in die Hotelbar begaben, um sich dort mittels Hochprozentigem die noch nicht ausreichende Bettschwere zu verschaffen und die Wiedervereinigung von Königin und König zu feiern. Leider jedoch schafften es die beiden etwas lahmarschigen und im Umgang mit derartig gehäuft auftretenden Trunkenbolden offensichtlich unerfahrenen weiblichen Bedienungen nicht, die Alkoholbedürfnisse der Gäste in ausreichendem Maße zu befriedigen (ob sie zu anderweitiger Bedürfnisbefriedigung besser in der Lage gewesen wären, wurde nach dem Wissensstand des Autors nicht getestet). Da die Gäste - wie gesagt - ziemlich unbefriedigt waren, erbarmte sich einer unserer Burschen und organisierte mehrere Flaschen verschiedenartiger geistiger Getränke, die vorsichtige Fahrtteilnehmer immer im Gepäck zu haben pflegen. Damit und mit Kühlbox, Cola. Eiswürfeln (die er sich von einer Bedienung machen ließ) und zum Mixen von Longdrinks notwendigen Ingredienzien ausgestattet, kehrte er in das Lokal zurück und setzte sich mit seiner Ausrüstung in eine von der Theke aus nicht einzusehende Ecke. Dort mixte er unter der Bank geschickt und behende äußerst wohlschmeckende Drinks, die er unentgeltlich an die Burschen und Mädchen verteilte und so für strahlende Gesichter, glänzende Augen und steigende Alkoholspiegel sorgte. Als die Hotelbar schloss, setzte unser Mundschenk seine aufopferungsvolle Samaritertätigkeit noch auf dem obersten Flur und schließlich im Zimmer des in der vorigen Geschichte erwähnten Schnarchsacks für einige Unersättliche bis ca. 4:30 Uhr fort (er selbst trank aber auch zwischendurch mal was). Erwähnt sei hier, dass der Zimmergenosse des Schnarchsacks es an diesem Morgen nach Beendigung des Gelages gleich vorzog, samt Matratze und Bettzeug auf den Flur zu ziehen und dort zu nächtigen. An dieser Stelle aber sei dem Mundschenk noch einmal im Namen aller schließlich doch noch Befriedigten auf das Herzlichste gedankt. Er hat seinem Spitznamen "Spritinski" alle Ehre gemacht. Auf dem Bild mussten wir das Gesicht unseres Mundschenks leider durch Augenschwärzen unkenntlich machen, um ihn vor eventuellen Regressforderungen des Hotels zu schützen.

 

Das Töpfchen

Es begab sich an einem Frühschoppen im Jahre des Herrn 2002, als es zu später Stunde keinerlei Verständnis für durstige Kehlen gab. Eine kleine Gruppe von Herren versammelte sich vor den Toren der ehrwürdigen Festhalle in Großen-Buseck. Angetrieben von einem unbeschreiblichen Hungergefühl im Magen waren sich alle einig: Wir wollen noch etwas Essbares zwischen die Zähne bekommen. Zunächst fand sich allerdings kein bereitwilliger Zeitgenosse, der seine Wohnstube, Terrasse bzw. Teeküche zur Verfügung stellen wollte. Also deutete man kurzerhand einen aus. Der wollte nicht! Anschließend spielte man "ibbe dibbe dab", bis ein Jüngling den Waschsalon seines Elternhauses anbot, um dort noch eine Kleinigkeit "zu nääseln" Freilich so räumte er ein, könne er nicht garantieren, dass auch ausreichend Nahrungsmittel vorhanden seien. Eier wären wohl derzeit sehr knapp. Daher besann sich ein weiterer "Großen-Busecker-Troubadour" der reichlich gefüllten Speisekammer seiner Vermieter. Er würde sich auf den Weg machen und die Köstlichkeiten beschaffen. Die andere Gruppe machte sich auf den Weg zu der bereits genannten Herberge. Der Weg war lang und mühevoll. Die Burschen "unterstützten" sich nach besten Kräften und sangen sich ein wenig Mut für den Marsch an. Zunächst kam man an den Behausungen zahlreicher Bekannter vorbei. Dort wollte man nicht auffallen und ging - quasi auf Katzenpfoten - vorüber. Der Weg gabelte sich und man war uneins, welchen Weg man nunmehr nehmen müsse. Angeführt von ortskundiger Hand wurde auch prompt der falsche Weg genommen und man landete vor einer großen Metalltüre. Höflich bat man um Einlass. Vergebens war aber die Liebesmüh der Tollkühnen. Die Gefährten machten kehrt und fanden schließlich den richtigen Ort; gelegen zwischen den Pfaden des Bismarcks, des Ernstes sowie des Ludwigs. Dort angekommen wurde erst mal eine Kraftbrühe direkt aus der Flasche verkostet. Man wartete auf den anderen Kumpanen der einstigen Gruppe. Da er den Rückweg mit seinem berittenen Stahlesel bestreiten wollte, hätte er es baldigst zur Stätte des Festmahls schaffen müssen. Die Zeit verging. Und die Burschen übten sich in Geduld. Einer war derart hungrig, dass ihm die Zeit zu lang wurde. Er hatte den glorreichen Geistesblitz, beim benachbarten Bäckermeister um etwas Brot für sich und seine Freunde zu ersuchen. Er nahm auch noch diesen Weg auf sich. Erfolgreich, wie sich heraus stellte. (Sach ich "fünf", macht er acht, sach ich "zehn", sacht er "ich hab doch eh kein Wechselgeld", macht er zehn, sach ich "fünf", "ei ich hab doch kein Wechselgeld", sach ich "zehn", macht er zehn). Die lieblichen Düfte des Erfolgreichen waren wie Manna in den Nasen der Brüder. Gleichzeitig war auch der erste der Gefolgschaft mit seinem nicht motorisiertem "Velo" eingetroffen. Er brachte unschöne Kunde. Eine Windböe hatte den Gesellen erfasst und die Ertrag einer Hühnerfamilie "zu Boden geschleudert". Schauderhaft! Ebenfalls hatte der Kühne versucht, die Beute seiner Mission mit einem Hechtsprung zu retten. Der Versuch schlug fehl. Daher brachte dieser Bursche lediglich ein mageres Ei zur Stätte, wo eigentlich längst gespeist werden sollte. Erneut machte sich dieser Waghalsige auf den Weg. Nun würde er den Mächten der Winde auf jeden Fall trotzen. In der Zwischenzeit machte sich der Häuptling dieser Bande daran, zahlreiche Zwiebeln und Kartoffeln von der Schale zu trennen. Einer heizte den Ofen an. Auf dass es bald etwas zu Essen geben sollte. Zurück mit den restlichen Eiern - und glücklich, dies ohne erneuten Sturz gemeistert zu haben - konnten alle Zutaten jetzt in der Pfanne zubereitet werden. Doch wo war nur die Pfanne? Nach kurzer, erfolgloser Suche entschied sich die Gruppe, das "Pännchen" heute mal in einem "Töpfchen" zu garen. Der designierte Koch hausierte allerdings mit den Vorräten. Er vermochte es nicht mehr, die Eier punktgenau auf der Kante des "Töpfchens" aufzuschlagen. Daher landeten erneut drei Eier auf dem Boden der "guten Stube". Letztendlich aber waren unsere Helden gesättigt und müde. Solche wackeren Helden brauchen wir, voll unerschöpflicher Ideen und konsequent in der Ausführung...

 

Kahlschlag

Im Jahr 1995 beschäftigte sich der damalige Vorstand einmal wieder mit der Renovierung und Verschönerung der Burschenschaftshütte am Judenborn. Ein besonders kreatives Vorstandsmitglied hatte dazu Rosenstöcke besorgt, um die Hütte herum tiefe Löcher gegraben und die Rosen gepflanzt. Doch es war leider vergebliche Liebesmüh. Ein paar Wochen später - die Rosen waren schon angegangen und trieben langsam aus - musste der Rasen um die Hütte mal wieder gemäht werden. Ein Mitglied des Vorstands - seines Zeichens Gärtner- und Floristensohn - nahm sich dieser Aufgabe mit einem Benzinrasenmäher an. Zu seiner Ehre muss gesagt werden, dass er nicht die Laufbahn seines Vaters eingeschlagen hatte, sondern Arzt werden wollte (was er heute auch ist). Da ihm offensichtlich auch durch seine Eltern wenig Unterweisung im Gärtnerhandwerk und in der Floristenkunst zuteil geworden war, war er nicht in der Lage, die Rosen von dort auch wucherndem Unkraut zu unterscheiden, und schnitt die Rosen ratzekahl ab. Das scheint darauf hin zu deuten, dass er einmal die chirurgische Laufbahn einschlagen wird, da er dann auch nach Herzenslust schnippeln und abschneiden kann. Derjenige, der die Rosen gepflanzt hatte, war natürlich zutiefst erschüttert und schwor sich, seine Kreativität entweder zukünftig etwas im Zaum zu halten oder alles für das Heer der Unwissenden mit Schildern zu versehen.

 

Ein Lebenstraum

Ein Burschenschaftsmitglied (sein Spitzname ist gleichzeitig die Bezeichnung für einen englischen Polizisten) hatte irgendwann einmal in kleinem Kreis einen seiner Lebensträume geäußert: Wenn man zur Kirmes - wie woanders manchmal üblich - statt der Fässer Biercontainer hätte, müsste es doch möglich sein, nach der Kirmes einmal in Bier zu baden. Nach der erfolgreichen Kirmes im Jahr 1993 bedankte sich der damalige erste Vorsitzende Eckhard Neumann nach dem Abbau am Kirmesmittwoch bei allen Helfern und tat dann kund, dass man nach dieser Kirmes finanziell in der Lage sei, einem Mitglied einen alten Lebenstraum zu erfüllen. Er schilderte den Traum und es wurde eine alte Zinkwanne (die zuvor noch von entsprechenden Spezialisten gelötet werden musste, damit sie nicht auslief) hinter die Theke der Kirmeshalle unter den Zapfhahn gestellt, an den ein Fass Licher Bier angeschlossen war. Die Wanne wurde gut zur Hälfte mit köstlichem, kühlem Gerstensaft gefüllt, worauf der Träumer mit freiem Oberkörper, natürlich ohne Schuhe und Strümpfe, und mit Burschenschaftskappe auf dem Kopf unter dem Beifall und Gejohle der Anwesenden in die Wanne stieg, wenn sie auch für seine Körpergöße etwas kurz war. Der Kopf befand sich genau unter dem Zapfhahn. So konnte der Betreffende richtig geduscht werden und sich das Bier direkt in den Hals laufen lassen. Die Umstehenden begossen ihn noch mit Bier aus gefüllten Gläsern, damit kein Quadratzentimeter Haut unbenetzt bleibe. Nach diesem unvergleichlichen Erlebnis bedankte sich der auf diese Weise Geehrte für den ihm erfüllten Traum und die ihm angetane Ehre und betonte, dass er noch nie ein erfrischenderes Bad gehabt habe, welches sicherlich noch den Genuss der legendären ägyptischen Königin Cleopatra bei ihrem Bad in Eselsmilch übertroffen habe.

 

Ein Stadtbummel

Es begab sich im Jahr 1988 auf der Rückfahrt von einer Mehrtagesfahrt nach Dörndorf im Altmühltal, dass die hungrigen und von heftigem Nachdurst geplagten Fahrtteilnehmer Rast in einem hübschen Städtchen machten. Da bis zum Mittagessen noch Zeit war, vertrieb man sich diese mit einem kleinen Frühschoppen oder mit einem Spaziergang. Zwei damals noch jüngere Mitglieder kühlten sich nach einem Spieplatzbesuch (dafür waren sie eigentlich nun doch zu alt) mit einem Bad in einem städtischen Brunnen ab, wobei sie die oberen Beinkleider ablegten. Unerklärlicherweise kamen ihnen diese während des Bades abhanden und sie waren gezwungen, nur mit Schuhen, Socken, Unterhosen und T-Shirt bekleidet durch das Städtchen zum vereinbarten Speiselokal zu ziehen, wo ihre Hosen inzwischen auch schon eingetroffen waren. Unglücklicherweise für die Beiden - und vielleicht glücklicherweise für die weiblichen Kirchenbesucher - war zur Zeit dieses Stadtbummels in luftiger Bekleidung gerade die Kirche aus und entsprechender Betrieb in dem - auch noch überwiegend katholischen - Städtchen und sie erregten entsprechendes Aufsehen. Da sie jedoch auf den Unterhosen kein Burschenschaftswappen trugen, tat das Ganze dem Ansehen unseres Vereins keinen Abbruch. Ihrer Karriere in der Burschenschaft schadete es auch nicht, denn sie wurden später beide Vorstandsmitglieder.